Modellgeschichte und
Technik
- Der LP 900, Verkaufsbezeichnung Arabella, war die letzte Neuentwicklung aus dem Hause Lloyd. Von diesem völlig neu
konstruierten Fahrzeug wurden regulär von 1959 – 1961 insgesamt 45.549 Fahrzeuge gebaut. Nach dem Zusammenbruch der Borgward-Gruppe entstanden bis 1963 aus vorhandenen Teilen weitere 1.493
Fahrzeuge.
- Die Arabella wurde in einer Rekordzeit von nur 23 Monaten komplett neu entwickelt, dementsprechend unausgereift kam sie
auf den Markt. Vor allem die lauten und anfälligen Getriebe (vollsynchronisiertes Vierganggetriebe) sowie Karosserieundichtigkeiten bereiteten den Käufern viel Ärger. Hierdurch erlitt das Fahrzeug
frühzeitig einen Imageschaden, der bis heute nachwirkt. So wir auch aktuell immer wieder die Behauptung aufgestellt, die Arabella sei schuld am Konkurs und Untergang der Borgward-Gruppe. Das ist so
definitiv falsch. Vielmehr gab es neben den sich verändernden Märkten eine Vielzahl von firmeninternen Fehlentscheidungen und Versäumnissen, die in ihrem Zusammenwirken zu der bekannten Entwicklung
geführt haben.
- Ursprünglich wurde der LP 900 als „Arabella 38“ angeboten, ab 1960 kamen noch die „Arabella 34“ und „Arabella de Luxe“
hinzu. Alle hatten den gleichen wassergekühlten Vierzylinder Wasserboxer. Unterschiede gab es mit 34, 38 und 45 PS (de Luxe) nur in der Leistung. Das Fahrzeug war aufwendig konstruiert
(Einzelradaufhängung auch hinten, Bremstrommeln aus Alu, schlauchlose Reifen) und sehr gut ausgestattet: Gepolstertes Armaturenbrett, Arretierung der Vordersitzlehnen, Warnleuchten für Handbremse und
Lampen. Das alles machte die Arabella in der Herstellung vergleichsweise teuer. Lloyd verkaufte letztlich aufgrund vorgegebener Marktpreise jedes Auto mit Verlust. Neben Veränderungen beim
Verkaufspreis reagierte man mit einer „Entfeinerung“ des Modells, um Kosten zu sparen. So unterscheiden sich die als Borgward verkauften Arabellen von denen, die als Lloyd vom Band liefen: fehlender
Unterzug am Vorderwagen, anderes Rückwandblech, einfachere Armaturenbrettabdeckung, fehlende Warnleuchten.
- Arabella 34 und 38 wurden als Lloyd angeboten. Offensichtlich unter dem Eindruck der anhaltenden Probleme bei Lloyd wurde
die Arabella de Luxe als „Borgward“ verkauft.
- Karosserieausführungen ab Werk: Limousine zweitürig (LP). Es gab Werksprototypen eines Kombis und eines Coupés, die aber
nicht mehr realisiert werden konnten. Zumindest ein Kombi befindet sich zur Zeit im Wiederaufbau. Zudem gibt es als Einzelstücke später zum Cabrio umgebaute Arabellen.
Das richtige Auto für
mich?
- Alle Modelle zeigen sehr ansprechende Fahrleistungen, mit denen man gut im heutigen Verkehr mithalten kann. Im Hinblick
auf ihre Eigenschaften zeigt die Arabella deutlich den Stand der 60er Jahre und ist damit der fortschrittlichste aller Lloyds.
- Arabellen werden relativ selten angeboten. In der Summe bieten sie ein hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis. Angebote
gibt es bereits ab 6.000€, richtig gute Autos mit geringerem Optimierungsbedarf liegen bei 9.000 – 10.000 €, aufwendige Totalrestaurationen auch darüber.
- Die Karosserie wurde bei dieser Baureihe komplett aus Stahlblech in der lloydtypischen Schalenbauweise gefertigt. Das war
sehr teuer in der Herstellung, ist aber gut für den Restaurator. Alle Teile einschließlich Dach sind in komplett verschraubt und zerlegbar. Das Fahrzeug ist stabil gebaut und hat außer den Schwellern
keine Hohlräume. Es verfügt über einen Zentralrohrrahmen.
- Rostgefährdet sind vor allem die Schweller, die Bodenbleche, das Batteriefach und die vorderen Kotflügel im unteren
Bereich an der A-Säule. Die Verschraubungstaschen des Scheibenrahmens an der Stirnwand rosten gerne durch, ebenso die hinteren Stoßdämpferaufnahmen und auch schon mal die Schräglenker der
Hinterachse. Vordere und hintere Radläufe leiden darunter, dass die Dichtung zwischen Kotflügel und Radhaus mürbe wird. Rost und Undichtigkeiten sind die Folge.
- Die Motoren sind robust und langlebig. Gelegentlich verabschieden sich die Stirnräder, was eine aufwendige Reparatur nach
sich zieht. Das Getriebe ist oftmals laut und lässt sich nur mäßig schalten. Insgesamt ist dies der größte Schwachpunkt der Arabella. Es wurde in der Serie mehrfach verändert, was an den
unterschiedlichen Kennbuchstaben auf dem Getriebegehäuse erkennbar ist.
- Die Ersatzteilsituation ist relativ entspannt. Fast alle Technikteile sind über den Club oder befreundete Händler
lieferbar. Deutliche Engpässe gibt es dagegen bei Chrom- (insbesondere Radkappen und Stoßstangen) sowie den Blechteilen.