Euregio Lloyds - oder: Facebook auf der   Straße                     

Wusstet Ihr eigentlich, dass ein Lloyd durchaus mit modernsten Medien wie Facebook, WhatsApp oder Email vergleichbar ist? Wie das? Nun, auch ein Lloyd fördert die Kommunikation, unter den Besitzern und mit der Umwelt. Letztlich sind unsere Autos unerhörte Sympathieträger und es bildet sich sehr schnell ein "Social Network". Aber es gibt auch Unterschiede zu den eher virtuellen, aktuellen Medien: Ein Lloyd fördert immer den direkten Kontakt unter Menschen und einen "Shitstorm" (=moderne Bezeichnung für Beschimpfungen und Beleidigungen im Internet) haben unsere Autos bisher wohl noch nicht erlebt oder gar ausgelöst!

 

In dieser eigentlich gar nicht so neuen Erkenntnis liegt ein großes Potential für unsere Zukunft, für die unseres Clubs und unserer Autos. Wir müssen „Social Networking“ betreiben, uns den Menschen zeigen, auf großen Oldtimerevents, durch Clubtreffen und vor allem durch vielfältige regionale Aktivitäten. Auch die für 2016 angedachte Lloyd-Rundfahrt durch Deutschland geht in diese Richtung. Nur auf diese Weise können wir die Botschaft "Lloyd" weitertragen und junge Leute für unser Hobby gewinnen.

 

So oder so ähnlich haben Marion, Erika, Ralf und Hans-Peter gedacht und etwas unternommen, um sowohl die Gemeinschaft der Lloydfahrer zu fördern, vor allem aber in Form einer Ausfahrt durch drei Länder unsere Autos der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aktives Networking eben.

Drei Länder, das geht sogar an einem Nachmittag, in der Euregio, dem Grenzgebiet zwischen Deutschland, Holland und Belgien. Start war mittags in Beggendorf, am Haus von Marion und Ralf. Schon beim Eintreffen bot sich ein wunderschönes Bild. Durch die zehn teilnehmenden Autos in höchst unterschiedlichen Farben, sah es vor dem Gebäude aus wie in einem Bonbonglas. Die Veranstalter konnten sogar ein Halbstahl-Modell begrüßen; die weiteste Anfahrt hatten Rita und Horst, die aus Altena bereits am Vorabend angereist waren. Die restlichen Autos stammten aus der relativ starken Lloyd-Population in unserer Gegend.

Der Konvoi, angeführt von Erika und Hans-Peter und mit Marion und Ralf als Lumpensammler zum Schluss, setzte sich in Bewegung und blieb dank der Sorgfalt des Führungsfahrzeugs auch nach zeitraubenden Baustellendurchfahrten zusammen.

Nachdem wir verschiedene Orte passiert hatten, kamen wir hinter Vaals in den Niederlanden endlich auf freie Landstraßen. Ein wahrer Genuss,  denn unsere Boliden wollen schließlich laufen. Der Zweitakter hielt dabei erstaunlich gut mit und erwies sich keineswegs als Bremser. Kompliment an Fahrer und Auto.

Doch dann schon die nächste Überraschung: Plötzlicher Halt auf einem Waldparkplatz, unsere Autos aufgereiht wie auf einer bunten Perlenkette. Innerhalb weniger Minuten zauberten die Veranstalter Kaffee und verschiedene Kuchen aus ihren Autos. Ein improvisiertes Kaffeetrinken im Wald im Stehen neben den Autos. Einfach wunderbar und sehr fürsorglich.

Obwohl es zeitweise nach Regen aussah, hielt sich das Wetter. Die Fahrt ging weiter bis zum Kloster von Val-Dieu in der Nähe des belgischen Ortes Aubel. Die Zisterzienser-Abtei aus dem Gründungsjahr 1185 ist ein beliebtes Ausflugsziel. Leider hat die Region in der Oldimerszene offensichtlich auch eine traurige Berühmtheit, da dort in der Vergangenheit das eine oder andere Auto verschwunden ist. Auf einer großen Leuchttafel wird deshalb extra in drei Sprachen vor dem Diebstahl von Oldtimern gewarnt - wirklich einzigartig. Wir zogen sofort die Blicke vieler Besucher auf uns. Wie sich später herausstellen sollte, handelte es sich nur um positive Zeitgenossen. Jedenfalls waren alle Lloyds bei der Abfahrt noch da und es gab eine Vielzahl netter Gespräche. Stichwort Networking.

Wir besuchten die Abtei, genossen den historischen und beeindruckenden Ort und der Eine oder Andere von uns hat in der Basilika ein Lichtlein angezündet. Hilfe von oben brauchen wir schließlich alle.

 

Die Fahrt ging weiter, ohne dass wir uns von der dort ebenfalls gegebenen Brauereitradition überzeugt hätten.

 

Dass wir uns auf äußerst geschichtsträchtigem Boden bewegten, merkten wir an unserem nächsten und letzten Halt, dem amerikanischen Soldatenfriedhof von Henry Chapelle. Dieser liegt in einer wirklich idyllischen Landschaft und war, wie nahezu die gesamte Gegend in Ostbelgien, Ende 1944 selber Schlachtfeld. Hier ruhen fast 8.000 amerikanische Gefallene, gestorben vor allem in der Ardennenschlacht im Dezember 1944 und während des anschließenden Vormarsches nach Deutschland. Tausende Einzelschicksale, eine komplette Generation und das Ganze auf deutscher Seite nochmals. Das zu sehen, muss uns eine ewige Mahnung sein.

Auch an diesem denkwürdigen Ort entstanden viele Gespräche rund um unsere Autos, zum Teil mit amerikanischen, belgischen oder niederländischen Besuchern. Ein wunderschönes Gefühl der Gemeinsamkeit.

Nachdem wir einen ausgiebigen Blick in die liebliche Landschaft geworfen hatten, ging es zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour. Die Rückfahrt lief ebenfalls völlig problemlos und wir kehrten alle ziemlich zeitgleich nach Beggendorf zurück. Dort war im Wintergarten schon alles perfekt eingedeckt. Es dauerte nur wenige Minuten, bis diverse Fleisch- und Wurstwaren auf dem Grill bruzzelten. Man kann den Erfindern der modernen High-Tech-Grills hier gar nicht dankbar genug sein. Wir wurden von den Gastgebern perfekt umsorgt und bewirtet. Volle Punktzahl für das „Perfekte Dinner“!

Es entstanden noch weitere interessante Gespräche unter den Teilnehmern, immer wieder angereichert durch Ortstermine an den Autos. Gegen 20 Uhr ging schließlich ein sehr schöner, aber auch nachdenklicher Tag zu Ende. Vielen Dank an unsere wunderbaren Gastgeber Marion, Erika, Hans-Peter und Ralf. Wir machen so weiter, im kleineren oder größeren Rahmen. 

Wie heißt  es doch so schön: Gefällt mir.

Text: Gottfried Schwaner

Bilder: Marion, Erika, Uschi, Ralf, Hans-Peter