"Campingurlaub ist die Fortsetzung des Familienlebens unter erschwerten Bedingungen"

Zum Glück glauben wir dieses Zitat ja (fast) nicht! So brachen wir mit
unseren Kindern Lara und David am Vormittag des 2. August 2010
und unserem Lloyd schwer beladen in Richtung Amsterdam auf, das
Scholz Brüderchen mit Fahrrädern oben drauf an der
Anhängerkupplung.
Im Nahetal nach etwa 400 km waren die Hintern so platt, dass wir uns
einen Campingplatz suchten und die erste Nacht im Scholz
Brüderchen verlebten. Für Lara war es keine leichte Aufgabe, da
hinten im Lloyd zu sitzen, denn immerhin ist sie unterdessen nur noch
3 cm kleiner als ich und ihre Beine wussten manchmal nicht, wie sie
sich verknoten sollten. Am nächsten Tag fuhren wir dann bis
Amsterdam, also noch etwa 500 km, wo die Fähre nach Newcastle in
England ablegen sollte. Ein ganz herzliches Dankeschön an dieser
Stelle an Christoph Elsässer, den wir kurz entschlossen auf dem Weg
über Jülich „überfielen“. Frisch gestärkt mit Kaffee und Obst ging es
gleich viel leichter weiter.
Völlig überwältigt, wie groß die Fähre war ( 11 Decks ), fuhren wir
den Lloyd hinein, bezogen unsere Kabine und legten am Abend des 4.
August ab.

Nach 16- stündiger Fahrt kamen wir morgens in Newcastle an und der Lloyd musste sich zum ersten Mal im Linksverkehr beweisen. Eine Nacht schliefen wir noch an Englands Ostküste in Northumbrian, fuhren dann aber über Edinburgh nach Schottland. Es folgte eine Woche in den Highlands, die wir in vollen Zügen genossen. Karge Landschaft, wundervolle und herrliche Blicke,  alte Geschichten über die verschiedensten Clans, Hochmoore und–man glaubt es nicht –viel blauer Himmel.

Eine Nacht am Loch Ness war für die Kinder natürlich sehr spannend. Sie tauchten im kalten Wasser nach Nessy und Lara war sich einmal nicht ganz sicher, ob sie das Seeungeheuer nicht doch beinahe fast halb gesehen hat. Eine schöne Radtour führte uns zu Glamis Castle, wo Queen Mum ihre Kindheit verbrachte. Es ist wirklich eine Besichtigung wert, wenn man mal in die Welt von  „Königs“ eintauchen will. Das meist fotografierte Schloss Schottlands – Castle Donan – gab dem Lloyd die Gelegenheit, sich mal so richtig in Pose zu stellen und den anderen Fahrzeugen zu zeigen, was ein schönes Auto ist.

Danach fuhren wir bis ganz hoch an die Westküste, also an den Atlantik. Wir konnten baden, in die Geschichte von Leuchttürmen eintauchen, mit den Schafen per Du werden und uns daran erfreuen,dass wir den Rat befolgt hatten, einen gefüllten Reservekanister immer dabei zu haben. Die Tankstellen sind so selten in den Highlands, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass man nach ungefähr 250 km ( die wir mit Hänger mit einer Tankfüllung schafften ) schnell nach Plan B suchen muss.

Hauptverkehrsstraßen sind zum Teil einspurig mit kleinen Ausweichbuchten, um andere Fahrzeuge vorbei lassen zu können. Einmal war die kleine Straße so steil (20%), dass der Lloyd das Scholz Brüderchen nicht hochgezogen bekam. Auch das Aussteigen von David, Lara und mir nützte nichts und so hat uns ein hilfreicher Schotte den Hänger hochgefahren mit seinem Jeep.  Um mal das Modewort „ entschleunigen“ zu benutzen, ja, das kann man in den Highlands garantiert. Dort scheinen die Uhren wirklich anders zu laufen, die Weite des Landes, die Mentalität der Menschen, alles lädt ein, die Seele baumeln zu lassen.

Tja – wie soll ich sagen – und dann kam da dieser wunderschöne Campingplatz mitten im Nirgendwo bei Gairloch. Direkt am Meer in den Dünen – ganz einfach, aber ein magischer Ort. Beim Anmeldenagte André noch zu mir, er müsse mal heute Abend nach der Kupplung sehen, er müsse das Pedal schon fast durchtreten, damit was passiert. Na ja, und dann musste er doch noch her – der Plan B, denn auf dem Weg zu unserem Platz war endgültig Ende. Ein Lloyd ohne Kupplung.

 

1. Gedanke: Kupplungsseil kaputt – war es aber nicht.

 

2. Gedanke: Schraube an Schwungscheibe locker.  Also: OP am offenen Herzen direkt am Meer. Narkose, alles desinfizieren und Motor raus, Getriebe ab ( zum Glück hatten wir so viele Müslischüsseln mit, um alle Schrauben schön sortiert aufbewahren zu können ). Und dann ein kurzes – aber wirklich nur ganz kurzes- Stöhnen der Verzweiflung von André, denn das war es auch nicht !!!

Was nun? 

 

3. Gedanke: ADAC Rückholung – Urlaubsende? Das war es zum Glück auch nicht….

 

Beim Blick in die leere Motorhaube sah André, dass die hintere Motoraufhängung durchgerostet und gebrochen war. Dadurch war der Motor schräg gekippt und der Kupplungsweg zu lang geworden. Das siegessichere Gesicht von André lies auf baldige Genesung hoffen und so war es dann auch. Mitten in diesem Nirgendwo ( quasi direkt vor der Haustür ) fand sich eine Werkstatt. Der Mechaniker konnte die Stelle schweißen, André den Motor dort in Ruhe wieder einbauen und auf eigener Achse wieder auf den Campingplatz gefahren kommen. Juhhhhhuuuuu….

 

Sein Kommentar: „ Normalen Urlaub kann ja jeder machen, ein wenig Spannung ist doch gut oder?“

Leider mussten wir bald danach den Highlands Lebewohl sagen, denn ein guter Freund von uns feierte am 16. August im Süden von Schottland einen runden Geburtstag und da waren wir eingeladen, was auch den Anstoß zu dieser Reise nach Großbritannien gegeben hatte. 85 Gäste, fast alles Musikanten, schottisches Essen, viele Lieder und manchmal schwer zu verstehende schottische Hinterwalddialekte, 18 Zelte im Garten, ein kleines Cottage wieder mitten im Nirgendwo direkt an einem alten Mühlbach……Urlaub ist einfach eine tolle Jahreszeit!!

 

Eine schöne Sache war es zu spüren, dass die Zeit, in der viele keinen Fernseher hatten und wo man abends bei Kerzenlicht im Dunklen nach der Arbeit zusammen saß und die Stunden miteinander verbrachte, noch nicht so lange her schien. Viele Lieder wurden vorgetragen, viele Geschichten erzählt, miteinander gesungen und Vergangenes wurde wieder lebendig. 

 

Bei unserem Freund konnten wir eine schöne Radtour machen, bevor André und Lara krank wurden. Wir fuhren noch ca. 40 Meilen an die Westküste an den Atlantik, um dann dort auf einem Campingplatz unser Scholz-Lazarette aufzubauen. 

Zwei Tage unternahm ich Strandausflüge alleine mit David, bis es mich dann auch erwischte. Schade, dass die letzten Urlaubstage so zu Ende gehen mussten, aber wir dürfen nicht ungerecht sein. Voller Dankbarkeit über diesen schönen Urlaub und mit einem weinenden Auge verabschiedeten wir uns am 22. August von der Insel und legten mit der Nachtfähre ab in Richtung Amsterdam. Unser Lloyd – um einige neue Aufkleber reicher und bis an den Rand mit Muscheln, Sand  und vielen Steinen gefüllt – stand wieder mit stolz geschwellter Motorhaube zwischen all den anderen Autos, Bussen, Lastern und Campingmobilen.

Nach 3750 km auf eigener Achse und über 1000 km mit der Fähre erreichten wir – trotz einem Plattfuß auf der Autobahn in Holland - am 24. August wieder Markt Wald und genossen das Gefühl, dass ein gemütliches Haus auf uns wartete.

Als Belohnung wurde der Lloyd generalgereinigt, gewaschen, gewachst und verhätschelt. Neue Reifen bekam er auch, denn die alten hatten so gut wie kein Profil mehr. Ganz schick sieht er wieder aus in seinem „kleinen Roten“… Im nächsten Jahr – so haben es die Kinder beschlossen - soll es noch einmal nach Slowenien und Kroatien gehen, die Planungsphase hat begonnen… 

 

In diesem Sinne wünschen wir allen Lloydfreunden eine gute Zeit und grüßen alle herzlich 

 

André & Annette Schubert mit Lara & David