Der Lloyd und ich brauchten einen langen Weg zueinander

von Robert Maselko, Wharton, New Jersey, USA

Aufgewachsen im Norden von New Jersey in den frühen 1960er Jahren,
nur 17 Meilen westlich von New York City, waren importierte Autos ein
alltäglicher Anblick. Ich erinnere mich an einen Borgward und einen Citroen in der engsten Nachbarschaft. Britische Sportwagen waren sehr beliebt, ebenso wie luftgekühlte Volkswagen und Renault Dauphines.

 

1969 fuhr ich oft samstags mit meinem Fahrrad durch die umliegenden
Orte, um einfach bei den Autohändlern zu schauen, was es da Neues gab. Ich dachte, dass ich die meisten der importierten Modelle kennen würde, bis ich auf etwas sehr Ungewöhnliches hinter dem VW-Händler vor Ort stieß. Es war sehr klein und hatte eine einzige Tür, die über die ganze Front des Autos ging. Das Auto hatte ein BMW Zeichen und Isetta 300 als Bezeichnung. Wie cool war das denn? Baute BMW tatsächlich zur Zeit solche Autos? Wie kam es, daß ich davon noch nie gehört hatte?

 

Dies veranlasste eine Reise in die Bibliothek meiner Stadt, und in einem Buch über Automobilgeschichte entdeckte ich, dass eine ganze Menge an kleinen Autos in den 1950er Jahren produziert wurden. Das Buch hatte Fotos von Marken, die ich noch nie gesehen hatte: Fuldamobil, Zündapp, Daf, Frisky, Lloyd und Goggomobil, um einige zu nennen. Dieses brachte sofort meine Phantasie in Schwung. Ich musste einen dieser kleinen Autos haben! In der Tat war ich bald stolzer Besitzer der Isetta von dem VW-Händler, aber das ist eine andere Geschichte.

 

Es war Januar 1974, als ich meinen Führerschein machte. Ich war gerade 2 Monate vorher 17 Jahre geworden. Während Kleinwagen in der Regel von den amerikanischen Autofahrern grundsätzich zwar akzeptiert wurden, so fuhr die Mehrheit der Menschen immer noch sehr große Autos. Das erste arabische Ölembargo war gerade im Gange und Benzin war knapp. Es gab lange Schlangen, um Benzin zu kaufen und manchmal war die Menge limitiert. Es war mein Pech, dass Kraftstoff gerade knapp werden sollte, als ich gerade offiziell Auto fahren durfte. Mit diesem Treibstoffmangel, katapultieren die Umsätze der spritsparenden Kleinwagen in die Höhe. So hat jede Wolke einen Silberstreifen am Horizont.

 

Mein erstes straßentaugliches Auto war ein 1968 er Fiat 124 Sedan, und ich war verrückt aufs Autofahren. Ich fuhr den Fiat sehr schnell und es hat viel Spaß gemacht. Aber eigentlich wollte ich ein kleineres Fahrzeug. Da spielte es auch keine Rolle, dass die meisten meiner Klassenkameraden in der Schule Autos mit großen V8-Motoren hatten. Ich wollte etwas Kleines und Liebenswertes.

 

Im Mai 1974 gab es eine Kleinanzeige in der Lokalzeitung (die Newark Star Ledger) für einen 1959 er Lloyd. Es war nur 40 Minuten mit dem Auto, so dass ich beschloss, ihn mir anzuschauen. Die Verkäufer, ein älteres Ehepaar, das mit einem starken deutschen Akzent sprach, wollten sich einen einen neuen und moderneren Wagen kaufen. Es war eine angenehme Grünton und stand auf der rechten Seite der überfüllten, schlecht beleuchteten Garage.

Ich ging um den Wagen, stieg ein und hörte den Motor. Es zeigte nur 17.000 Meilen auf dem Tacho und schien gut gepflegt zu sein. Ich mochte ihn sehr und der Preis schien angemessen ($ 500 soweit ich mich erinnere), aber ich hatte keine Ahnung, wo ich Ersatzteile bekommen könnte. Ich hatte nie einen Lloyd Händler oder Lloyds gesehen..

Die Verkäufer konnten mir auch keinen Rat geben, wie ich in der Nähe an Teile kommen könnte. Sie hatten Familie in Deutschland, die alles besorgten und schickten, um das Auto am Laufen zu halten. Das war nun das Problem, wenn ich diesen Wagen zu meinem Alltagsauto machen wollte. „Danke für die Vorführung, aber da kann ich leider nicht zugreifen.“

 

Ungefähr zur gleichen Zeit erzählte mir ein Fiat-Freak, John Parker von Mountain Lakes, von einem 2 Zylinder Fiat „Bianchina“, der in Barn/Parsippany zu verkaufen war. Wir fuhren gemeinsam hin, um ihn anzuschauen und er war wie der Lloyd  in einer guten Verfassung. Er war zwar erst 14 Jahre alt, aber schien wie ein Fahrzeug aus längst vergangenen Zeiten. Wir wussten, dass beim örtlichen Fiat-Händler Ersatzteile zu bekommen waren, also kaufte ich den Bianchina und vergaß darüber schnell den Lloyd.

 

Jahre später erinnerte ich mich an den Lloyd. Was war wohl mit ihm passiert? Ich war sicher, das ältere Paar waren inzwischen weggezogen, den wagen irgendwohin verkaut, aber wohin? Ich war in dem Microcar und Minicar Club außerhalb New Jersey von 1990-2005 aktiv, aber ich nie wieder etwas von dem grünen Lloyd gehört. Sicherlich war er zu schön um verschrottet zu sein..? Irgendjemand musste ihn besitzen.

 

Wir schreiben jetzt Mai 2012. ich erhielt eine Email von einem Freund, der einer Gruppe angehörte, die eine Info über einen Lloyd-Verkauf in der Nähe von Short Hills bekommen hatte.Ich bin eigentlich auch in diesem Email-Verteiler, habe aber immer Probleme, alles zu bekommen, da einige meine Email-Adresse falsch schreiben..

Ich dachte, oh, ein Lloyd wird in der Nähe angeboten, ich hatte doch immer Interesse an Lloyd, seitdem ich 74 den grünen Lloyd gesehen hatte. Also rief ich den Verkäufer an.

 

Michael, der Verkäufer, fing an, mir über das Auto zu erzählen. Es war hellgrün ("Arctic Green" in Lloyd-Farbe), kaum fahrbereit (zumindest lief es), und hatte gerade mehr als 17.000 Meilen auf dem Tacho (ca. 27.400 km).

 

„Grün?«, fragte ich. „Wo kommt das her?“ Michael erzählte mir die Geschichte, wie er im Vorort „Vailsburg“ der Stadt Newark lebte. Er hatte einen Nachbarn, einen älteren Mann, der das Auto im Jahr 1974 von einem ebenso älteren Ehepaar in Caldwell gekauft hatte. Der Nachbar parkte das Auto in seinem Hinterhof, wo es etliche Jahre so vor sich hin verfiel . Der Nachbar starb, ohne es je zu fahren. Michael, der ein vorübergehendes Interesse an dem Lloyd hatte, versuchte, es von der Witwe zu kaufen, aber sie war nicht bereit zu verkaufen. Als sie beschloss, im Jahr 1992 nach Florida zu gehen, bot sie das Auto Michael an, der es sofort nahm.

 

Michael investierte eine Menge Geld in das Auto, darunter neue Lackierungen und Polster in der ursprünglichen Farbe und Muster, neue Bremshydraulik, neue Reifen, eine neue Batterie und  neue Schalldämpfer.

 

Aber Michael hatte dann andere Prioritäten im Leben. Er hatte Kinder durchs College zu bringen. Er zog die Familie aus Newark in den gehobenen Vorort von Short Hills. Noch einmal tristete der Lloyd sein Dasein für etliche Jahre in einer feuchten Garage, aber wenigstens nicht im Freien. Seine Familie hatte kein Interesse an dem Auto, so entschied Michael die Restaurierung nicht fortzusetzen.

 

Irgendwann in den 1990er Jahren, besuchte Michael eine Sitzung des Microcar und Minicar Club, mit einer Kopie der Clubzeitschrift, sowie einem Mitgliederverzeichnis. (Ich muss dieses Treffen verpasst haben!) Da das Auto von Beginn an im Norden von New Jersey gewesen war (in der Tat noch nie außerhalb Essex County ), wollte Michael den Lloyd an jemand in New Jersey verkaufen. So nahm er das alte microcar Club Verzeichnis und sandte eine Rundmail an alle alten New Jersey Mitglieder in der Hoffnung, ein neues lokales Zuhause für das Auto zu finden. Ich war der einzige Interessent.

 

Als Michael mir die Geschichte des Automobils erzählte, wusste ich sofort, es war das gleiche Auto, was ich 38 Jahre früher schon gesehen hatte! In meiner Sammlung brauchte ich eigentlich kein neues Auto mehr (die Garage war schon voll), aber nach all den Jahren, musste ich es mir wenigstens anschauen. Michael lebte nur 25 Minuten von mir entfernt, also fuhr ich direkt nach der Arbeit am nächsten Abend hin. Es war ein wenig seltsam, das Auto zu sehen. Es war nicht die Farbe, die ich in Erinnerung hatte (articgrün), noch konnte ich mich daran erinnern, daß es runde Hecklichter hatte (ich erinnere mich an die schlanken Rippen-Typ Lichter), aber das Auto war es..

 

Michael zeigte mir die Dokumente, sie enthielten auch den Namen des frühreren Besitzer in Caldwell.

 

Fortsetzung folgt ...