Über 7 Brücken musst Du gehen

(Oder vielleicht doch lieber mit einem Lloyd darüber fahren?)

 

Mit diesem Titel eines Songs von Peter Maffay möchten wir unseren diesjährigen Reisebericht überschreiben, da es wirklich der Urlaub mit den meisten Brücken war. Aber alles schön der Reihe nach.

Am 2. August brachen wir mit unserem Lloyd und Einradanhänger zu einer Reise auf, die uns über Österreich und Italien zuerst nach Slowenien und dann an die Adriaküste nach Kroatien führen sollte. Das wir bis zum Anschlag beladen waren und es wieder einmal fürchterlich eng zu viert ( mit Wanderschuhen, 4 kompletten Schnorchelausrüstungen mit Flossen, 2 Zelten, Schlafsäcken, Isomatten, Dudelsack, Ukulele, Kuscheltieren und etwa 10 Büchern ) im Lloyd wurde, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.

Über Kitzbühl führte  unser Weg direkt zur Großglockner-Hochalpenstraße, die schon lange auf André’s Lloyd-ausfahrtenwunschliste stand. Wir genossen die herrlichen Bergblicke und fühlten uns schon richtig im Urlaub. Auf halber Strecke – nach einer Fotopause – wollte der Lloyd dann nicht mehr weiter. Zuerst dachte André, wir hätten zu wenig Benzin im Tank für diese steile Bergauffahrt und legte den Reservehahn um, aber schon bald kam ihm die Lösung. Es war dem Lloyd eindeutig zu heiß, denn das Benzin verdampfte, bevor es im Vergaser ankam. Also warteten wir geduldig, bis der alte „Herr“ wieder neue Puste hatte und kamen dann ohne weitere Probleme auf er anderen Seite an.

Über den sich anschließenden Nassfeldpass ( der fast noch schöner war, da touristisch nicht so aufgeblasen ) gelangten wir zum Vršič-Pass. Eine wunderschöne, spannende und relativ kleine Passtraße bis auf gute 1600m Meereshöhe mit Kopfsteinpflaster in den 40 Kehren wartete auf uns und Slowenien begrüßte uns von einer seiner sicherlich schönsten Seiten.  Plötzlich blieben wir in einer Haarnadelkurve stehen, da André nicht mehr kuppeln konnte. Zum Glück kamen aber so gut wie keine Autos vorbei, so dass wir auch ruhigen Gewissens dort bleiben konnten. Das Kupplungsseil war es nicht, was schnell klar war. Mit einem Blick sah André, dass es der Bolzen des Ausrückhebels war, der fehlte und überlegte, wann er das letzte Mal gekuppelt hatte. Es war knapp einen Kilometer her, so dass nun ausschwärmen und Bolzen suchen angesagt war. Zum Glück verliert keiner bei uns in der Familie so schnell den Humor und so war alles gar nicht schlimm. Kurz darauf kam André strahlend angelaufen mit dem verlorenen Bolzen in der Hand,

baute ihn problemlos ein, denn der Federring, der den Bolzen hält, war zum Glück noch da ( gut, wenn man immer alles ordentlich fettet ) und wir setzten die Reise fort. Lara meinte irgendwann, dass sie es gar nicht so übel fände, dass wir nicht ganz normal wären, sie fände es cool. Wir haben es einfach mal als Kompliment aufgefasst!?

Das nun angrenzende Soča-Tal, mit dem gleichnamigen eiskalten Gebirgsfluss in seiner Mitte, lud uns ein, ein paar Tage Station zu machen, um ein wenig zu wandern, im Fluss zu baden (bei kuscheligen 8 Grad Wassertemperatur – gefühlt waren es 0 Grad !) und um die ersten Hängebrücken mit dem Lloyd zu erkunden. Manchmal kann so ein Urlaub mit André doch etwas über die normale Spannung hinaus gehen, wenn er sagt, ich solle mal von unten – am besten im kalten Fluss stehend - ein tolles Foto machen, er würde jetzt gleich mit dem Lloyd über diese verrotteten Seile fahren. Aber zum Glück waren die Seile mit morschen Brettern abgedeckt, so dass auch meine Nerven wieder etwas beruhigt waren!! 

Über 500 Stufen ging es in riesigen Tropfsteinhallen rauf und runter und wir hatten wirklich das Gefühl, in die Unterwelt abzutauchen.  Nach knapp einer Woche erlebnisreicher Fahrt kamen wir glücklich und voller herrlicher Eindrücke in Kroatien in Senj an, wo wir uns auf demselben Campingplatz einquartierten, wo wir vor 2 Jahren bereits waren. Die Frau an der Anmeldung erkannte den Lloyd sofort wieder. Wir bauten unsere Zelte unter Feigen- und Mandelbäumen auf und genossen den direkten Blick auf das Meer. In den nächsten 2 Wochen waren wir eher faul. Schnorcheln, tauchen, viel lesen, Fischessen, ausschlafen und kleinere Lloydtouren ins Hinterland standen an und wir erholten uns wirklich gut.  Egal, wo wir hinkamen, alle bewunderten den Lloyd, wollten wissen, was es für ein Auto ist, wo er gebaut wurde etc. Der Anblick des Lloyds entlockte so vielen Menschen ein Lachen, da musste man selber einfach auch gute Laune bekommen – oder sie behalten.

Nein, Spaß beiseite, die meisten Brücken waren sehr solide – bis auf manche vielleicht, die waren eben schon mal stabiler gewesen. Wenn wir nicht über Brücken fuhren, dann aßen wir z.B. sehr leckere Soča-Forelle oder wir besuchten die eindrucksvolle Škocjanke jame. Eine riesige Höhle inmitten einer tollen Dolinenlandschaft.

Am 21. August 2011 machten wir uns schweren Herzens in der Früh um 7.00 Uhr auf den Weg Richtung Heimat.

Wir fuhren etwa 130 km weit, hatten die Grenze nach Slowenien schon hinter uns, und da……… ja da fing unser Urlaub noch mal an richtig spannend zu werden…….Etwa 50 km vor Ljubljana, direkt auf der Autobahnauffahrt, meinte André mit ernstem Tonfall: „ Jetzt stimmt irgendwas gewaltig nicht!! Ich muss stark nach rechts lenken, damit das Auto geradeaus fährt!“ Selbst ich als technisch Hochbegabte sah ein, dass das nicht gut war. An der Mautstelle konnten wir anhalten. An der Spur konnte es nicht liegen, denn da hätte ja ein Ereignis sein müssen, was uns aufgefallen wäre. Also Haube auf um festzustellen, dass die obere  Blattfeder gebrochen war, an der die Räder hängen. Tja, nun war Plan B gefragt.

 

Wir bedachten zwar den ADAC-Joker mit Auslandsrückholung, aber schöner war natürlich die Variante „ Auf eigener Achse“, aber an der mussten wir jetzt ernsthaft arbeiten. Wir eierten ganz langsam in die 2km entfernte Stadt Postojna zu einer Autowerkstatt. Obwohl Sonntag, war dort jemand. Mit einem Kopfschütteln machte er uns klar, dass er mit (Blatt)Federn nichts am Hut hatte, aber er kenne da jemanden. Also telefonierte er und tatsächlich kam nach einer Weile ein recht wortkarger, italienischstämmiger Slowene auf einem Roller an, sah mit einem Blick was los war und meinte nur: „ Du hier warten. Morgen um 9.00 Uhr ich kommen Dich holen!“ Und weg war er.

 

Aber er kam tatsächlich am nächsten Morgen. Ganz langsam eierten wir ihm noch einmal 2km in seine Werkstatt hinterher, die sinnigerweise „Autovleka“ (Autoflicker) hieß und in einem kaum zu beschreibenden chaotischen Zustand war.  Er schickte uns aber gleich wieder mit den Worten weg: „ Du kommen um 12.00 Uhr dann Diagnose!“ Das war schon alles ein wenig befremdlich für uns, aber man glaubt ja doch immer zuerst an das Gute im Menschen. Um 12.00 Uhr gab es dann wirklich die Diagnose: „ Du morgen kommen um 10.00 Uhr, dann Auto wieder fahren!“ Gesagt getan. Wir übernachteten in der 100m entfernten Jugendherberge und kamen durch diese unfreiwillige Pause zu einem herrlichen Nachmittag in einem Hochseilklettergarten. Wir hatten so viel Spaß, dass die Kinder sogar meinten, sie fänden es gar nicht schlimm, wenn der Lloyd morgen noch nicht fahren würde, denn dann könnten wir ja noch einmal hin gehen.

 

Aber wir konnten vor diesem Automechaniker und seinem Team nur den Hut ziehen. Er besorgte neuen Federstahl, fuhr extra 100 km, um diesen bei einem Spezialisten biegen zu lassen und baute alles wieder fachgerecht ein. Sogar die Spur war original. Dafür wollte er – inkl. 2m Federstahl, wovon wir den übrigen Rest mitbekamen - 350,00 Euro haben, was ja nicht wirklich viel war für diese ganzen Dienstleistungen.  Gut gelaunt fuhren um 10.00 Uhr aus der Werkstatt und erreichten nach einigen kleinen Pausen um 21.00 Uhr wohlbehalten, total glücklich und gut erholt Markt Wald.

Auch wenn sich der Reisebericht eher nach einem Gemisch aus Reise- und Pannenbericht liest, so müssen wir doch abschließend sagen, dass es wieder ein ganz toller Urlaub war. Unsere Kinder meinten, dass sie von den Pannen gar nicht so viel mitbekommen hätten und wir haben nie die gute Laune oder die Zuversicht verloren. Wir haben dem Lloyd natürlich wieder viele neue Plaketten spendiert und ihn ordentlich verwöhnt hier zu Hause.

Der nächste Urlaub nach Frankreich im kommenden August ist schon in der Planungsphase. Mit Lloyd wäre natürlich schön, aber es hängt ein wenig davon ab, wie groß unsere Kinder bis dahin sind und ob wir dann wirklich alle noch bequem hineinpassen. Wir erhoffen uns, dass diese Eindrücke einmal zu den spannenden Kindheitserinnerungen unserer Kinder dazugehören, die man immer wieder gerne auch als Erwachsener wachruft!!

Straßen in Slowenien